film de Jennifer Kent
2018 Australien
OV (english with french subtitles)
dès 18 ans
136min
-brutal historic drama-
prix libre
cuisine 19h
film 20.30h
deutsch weiter unten
Résumé 1825, dans l’Australie sous domination anglaise. Après avoir purgé sa peine, Clare, une jeune bagnarde irlandaise, va bientôt pouvoir vivre librement auprès de son mari et de son bébé. Mais son officier de tutelle n’en a pas fini avec elle : violée et laissée pour morte, Clare assiste impuissante au massacre de sa famille par des soldats britanniques. A son réveil, au bord de la folie, elle se lance à leur poursuite à travers les terres vierges de Tasmanie avec pour guide un jeune aborigène. Dans cette région sauvage et isolée, où les lois des hommes ne s’appliquent plus, elle ne reculera devant rien pour se faire justice.
CritiqueSept ans après le phénomène horrifique Mister Babadook, la réalisatrice d’origine australienne Jennifer Kent compose avec The Nightingale un nouveau portrait de femme brisée, martyre d’une nation gangrénée par la segmentation communautaire et l’extermination de masse. Au-delà de la quête vengeresse de la protagoniste principale, voulant réparer un passé aussi inexistant que l’avenir de sa contrée sauvage, The Nightingale traite en filigrane des conséquences dévastatrices de la colonisation anglaise de l’Australie par le prisme d’un duo de personnages que tout oppose, mais qui devront taire leurs rivalités pour pourvoir survivre sur cette terre infertile. Ce qui avait commencé comme un revenge movie pur et dur se transforme alors peu à peu en une œuvre profondément naturaliste et unique en son genre, puisque l’on assiste à l’avènement d’une civilisation en pleine mutation face au génocide du peuple autochtone. Un choc des civilisations qui ne mènera qu’à la mort et l’abomination. Le caractère apocalyptique est prégnant sur chaque plan et devient de fait le vecteur de la pulsion intrinsèque de l’homme à détruire, vilipender et dépouiller de toute vie. Jennifer Kent, plus que quiconque avant elle, explore la nature bestiale, voire primaire,de la colonisation avec un regard humaniste et, plus encore, féministe.
Le film contourne facilement les pièges du manichéisme facile qui oppose les colons aux natifs, pour mieux surligner les relations ambigües qui animent les différents personnages, plongés dans l’enfer vert d’une forêt qui semble ne jamais s’arrêter, extension physique de leur aspirations avortées. L’habileté du récit est de montrer des paysages de désolation après la conquête. The Nightingale apparaît alors comme le chant du cygne d’une civilisation ayant abandonné toute décence jusque dans ses fondements les plus élémentaires, où les combattants ne se reconnaissent plus, ne restant que des corps abîmés et désarticulés, déshumanisés par la guerre, des hommes et femmes ayant perdu l’envie de construire le monde nouveau qu’on leur a promis. Ce microcosme, symbole de la folie humaine, semble davantage hanté par son passé que dirigé vers le progrès. L’héritage du sang versé se manifeste à travers cet enfant pris à parti par le terrifiant capitaine Hawkins, incarné par Sam Claflin, lui ordonnant d’achever son semblable. De l’autre côté, le duo formé par la talentueuse Aisling Franciosi et Baykali Ganambarr, pour la première fois à l’écran, a parfaitement conscience du fait que son salut dépendra de sa capacité à s’unir en faisant abstraction de ce qui le divise, tous deux étant des victimes collatérales d’une société déshumanisée.
The Nightingale brasse autant de thématiques passionnantes que de sous-genres différents et invite le spectateur à méditer sur les ravages d’une réalité factice et illusoire, le passage de l’état sauvage à un monde certes plus structuré, davantage matérialiste, mais non moins obscène. A la barbarie se substitue une autre horreur, celle de l’impérialisme, ce nouvel ordre mondial qui s’effondrera des dizaines d’années plus tard sous le joug de la Première Guerre mondiale. Jennifer Kent signe là un second long métrage d’une maîtrise sans failles et confirme son statut d’auteur à suivre, tant l’on perçoit déjà les balbutiements d’une cinéaste majeure.
(julien rocher, avoir-alire.com)
Handlung
Tasmanien zur britischen Kolonialzeit: Die irische Strafgefangene Clare Carrol (Aisling Franciosi) und ihr Ehemann Aiden (Michael Sheasby) sind Zwangsarbeiter der britischen Armee. Clare konnte sich, dank ihres Aussehens und ihrer engelsgleichen Gesangsstimme, ein wenig Komfort erarbeiten. Bis Leutnant Hawkins (Sam Claflin) nach einem besonders wüsten Trinkgelage über sie herfällt. Das fällt auch dem Oberst auf, der Hawkins’ Beförderungsambitionen als Konsequenz zerschlägt. Hawkins, zutiefst verärgert (und wieder einmal betrunken) ermordet daraufhin Aiden und Clares Baby. Zusammen mit dem Aborigine Billy (Baykali Ganambarr) macht sie sich durch die australische Wildnis auf, um Rache an dem despotischen Vergewaltiger, Gatten- und Babymörder zu nehmen.
Wie lässt sich THE NIGHTINGALE einordnen?
Auf den ersten Blick spricht einiges für einen modernen Vertreter des „Rape and Revenge“ Genres, welches in den 1970er-Jahren mit den Exploitation-Meilensteinen LAST HOUSE ON THE LEFT und I SPIT ON YOUR GRAVE auf sich aufmerksam machte. Die Klassifizierung mag bei näherem Hinsehen nicht so recht passen, denn „exploitig“ ist THE NIGHTINGALE nie. Selbst in den bedrückenden und magenumdrehenden Vergewaltigungen gesteht Kent ihrer Heldin einen letzten Rest Würde zu und scheut sich davor, Details, die sowieso niemand sehen will, zu zeigen (Wir erinnern uns kurz an Jay Roachs BOMBSHELL, der zwar die sexuelle Belästigung bei FOX News anprangern wollte, es sich aber nicht nehmen ließ, sich an eben jener Belästigung an der Figur Margot Robbies geradezu genüsslich lippenleckend zu weiden). Mit zunehmender Laufzeit wird klar: THE NIGHTINGALE ist ein Western, inklusive THE-SEARCHERS-Referenz gegen Ende. Mehr noch als dem Topos der Rache ist dem Film die Erfassung des Landes übergeordnet, die Bewegung durchs Undurchquerliche und das gewaltsame Annektieren des Raumes durch den weißen Mann. Mit viel Respekt behandelt Kent die Aborigines, lässt ihren Sorgen und Traumata sogar fast mehr Raum als der Mission der Hauptfigur. Die Rachegeschichte entpuppt sich beim Einsetzen des Abspanns als weitere Facette des Hauptdiskurses des Filmes: Die unmenschlichen Verbrechen der britischen Kolonialisten.
Ein vielschichtiger und komplexer Film ist THE NIGHTINGALE geworden, der unbedingt in der OV genossen werden sollte. Die mehrdeutigen Dialoge sind höchste Drehbuchkunst und lassen sich einfach nicht ins Deutsche übertragen, sei dies nur, weil etwa „the thief“ an sich keine Auskunft über das Geschlecht gibt.
Geschlechterrollen sind ein weiteres großes Thema für Regisseurin Jennifer Kent. War THE BABADOOK eine Metapher auf Mutterschaft, erforscht Kent hier die Urbilder des Femininen und des Maskulinen. Hauptfigur Clare trägt den ganzen Film über ein Kleid, die britischen Soldaten, logisch, ihre Uniform. Und diese Uniformen bedeutet eben Macht und Status, während Clares zusehends verdrecktes Kleid ihr keinen Respekt entgegenbringt. Eine Pistole bedeutet Macht und irgendwo auch Potenz, in einer der eindrucksvollsten Szene des Films verbindet Kent durch das Übergeben einer Waffe kindliche Unschuld und archaische Gewalt. Schon die Eröffnungsszene illustriert den komplexen Charakter Clares nahezu perfekt, es ist beinahe die Art von erstem Bild, dass an sich schon den ganzen Film in zehn Sekunden zusammenfasst. Mit ihrem Baby auf dem Arm stapft Clare durch den Wald. Auf den ersten Blick ein kanonisiertes Bild für die treusorgende Mutter. Wenn da nicht das Messer wäre, dass sie zudem in der Hand hält. Hure oder Heilige, Mutter oder Killerin – die Rollen für Frauen in der Filmwelt sind stark polar.
Kent tut über die fast 140 Minuten Laufzeit ihres Filmes alles dafür, diese kanonisierten Grenzen aufzuweichen. Dazu kontrastiert sie zunächst: Gegenübergestellt wird klinisch-penibles Arbeiten in der Küche gegen die unrasierten, vulgären Soldaten, die sich auf den Krieg vorbereiten. Plötzlich überlappt der Ton vom Exerzierplatz in Clares vorher so klar gekennzeichneten Raum und die Anweisungen Hawkins’, man solle doch bitte schießen, akustiert nun plötzlich das feminine Haarekämmen. Solch desorientierende, grenzenverwischende Szenen sind das Herzstück von THE NIGHTINGALE, die neben einem emotionalen und teilweise knüppelharten Western auch eine kluge Reflexion über das filmische Frauenbild abliefert. Aisling Franciosis meisterhaftes Spiel, das in einer gerechten Welt sämtliche vergebbare Darstellerpreise bekommen hätte, lässt gerade diesen reflexiven Aspekt zum Hochgenuss werden. Clare ist sich ihrer Rolle als Objekt stets bewusst, beherrscht meisterlich ein Spiel mit mehren, den jeweiligen Situationen angemessenen Masken und kämpft mühsam gegen eben jene Objektifizierung an. Dies gipfelt in der aus dem Giallo bekannten Messerpenetrationsermächtigung.
Es kann nicht genug über diesen faszinierenden Hauptcharakter geschrieben werden, denn Clare ist bei Weitem keine strahlende Heldin. Sie mag aufs allerschlimmste verletzt und benutzt worden sein, ist aber gegenüber Billy, der ja noch viel mehr als sie selbst ein Leidtragender der englischen Soldaten ist, zunächst genauso rassistisch eingestellt wie ihre Peiniger. Kent präsentiert keine Figuren im simplen Gut-Böse-Schema, sie lässt Raum für Irritationen und Widersprüche. Selbst der von Sam Claflin herrlich widerlich angelegte Hawkins hat verständliche Gründe für sein Handeln, muss er doch letzten Endes auch nur eine Rolle in einem System spielen, welches Kent in seinem Ablauf ebenfalls ausführlich beleuchtet.
THE NIGHTINGALE ist einer der besten Filme des Jahres. Er ist aber, nicht nur ob seiner Brutalität und Rohheit, sondern seiner immensen Komplexität und Vielschichtigkeit, von der FSK zurecht ausgewiesen, ein Film für Erwachsene.
(kritik von Fynn, blog-fluxkompensator.de)
trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=YuP8g_GQIgI
merci to the amazing https://dropoutcinema.org/genossenschaft/